Der Aufstieg des Unternehmens Dassel
Der Jubiläumsschrift der Firma Dassel läßt sich der Beginn und der Aufstieg des Unternehmens entnehmen.
Der Zugang zum Granit und Marmor -1881-
Im April 1881 beteiligte sich Georg Dassel, angeregt durch verwandtschaftliche Beziehungen, an einem größeren Marmorbetrieb in Düsseldorf. In dieser neuen Tätigkeit lernte er das Syenit- und Granitvorkommen des Odenwaldes kennen.
Deutschen Steinindustrie AG in Reichenbach im Odenwald
Er begann erfolgreich als einer der ersten dessen Ausbeutung, zog tüchtige Fachkräfte heran und legte so den Grundstein zu der heute so bedeutenden Granitindustrie des Odenwaldes. Platten aus Odenwaldgranit lieferte er für den neuen Fußodenbelag des Kölner Domes. Aus gleichem Material gefertigte, von ihm nach England gelieferte Denkmäler, machten einen in London tätigen deutschen Kaufmann auf das Vorkommen aufmerksam. Er prüfte es an Ort und Stelle, erwarb eine kleinere Wasserkraft und eröffnete einen Betrieb mit Schleiferei, der die Urzelle der Deutschen Steinindustrie AG in Reichenbach im Odenwald wurde, das größte Steinunternehmen des Odenwaldes, deren Aktienmajorität später im Besitz der Familie Dassel ist.
Die Brüche in Schweden
Das war die Zeit, wo auch in Schweden Brüche zur Gewinnung von grünen und schwarzen Graniten entstanden, deren Rohmaterial vor allem von den Schleifereien des Fichtelgebirges verarbeitet wurde.
Der Schritt in die Selbständigkeit -1885-
Gelegentlich einer Geschäftsreise nach Soest im Jahre 1885 erhielt er Kenntnis von Produktionsmöglichkeiten in Allagen. Es handelte sich um die seit einer Reihe von Jahren stilliegenden Betriebe der Westfälischen Marmorwerke AG in Allagen. Gleich am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, fuhr er nach Allagen, besichtigte die genannten Betriebe gründlich, erkannte sofort die sich ihm hier bietenden günstigen Entwicklungsaussichten und entschloß sich kurzer Hand, das Werk anzupachten. Die Pachtzeit war nur von kurzer Dauer, schon im nächsten Jahre, erwarb er das obere sogenannte Viktoriawerk von der damaligen Besitzerin, der Bodenkreditbank Berlin, weil eine eingehende Prüfung aller Verhältnisse während der Pachtzeit seinen ersten Eindruck voll bestätigten.
Beginn und Aufstieg -1886-
Für das Viktoriawerk waren nach dem Kaufvertrag vom 30.09.1886 und 06.10.1886 mit der Bodenkreditbank Berlin Mark 84.000 zu zahlen. Von diesem Betrage waren Mark 3.000 am 01.10.1886 und weitere Mark 5.000 am 01.04.1887 fällig. Der Restbetrag von Mark 76.000 war mit 4 % zu verzinsen und mit Mark 3.000 jährlich zu amortisieren.
Durch den langjährigen Stillstand hatten die umfangreichen Gebäulichkeiten, besonders die innere Einrichtung, stark gelitten. Es bedurfte zunächst einer gründlichen Arbeit, um das Werk wieder betriebsfähig zu machen.
Die alten, zum Teil unmodernen Maschinen, mussten durch solche besserer Konstruktion ersetzt werden. Anstelle der vorhandenen mit geringem Nutzeffekt arbeitenden Wasserräder wurden moderne Turbinen eingebaut. Als Ersatzkraftquelle in der wasserarmen Zeit musste an die Anschaffung einer Dampfmaschine gedacht werden.
Geschulte einheimische Arbeitskräfte aus der früheren Zeit waren nur noch wenig übrig geblieben, es galt einen ganz neuen Stamm heranzubilden.
Mit der Übernahme des Victoriawerkes von Victor Röper bzw. Baptist Prang waren auch eine große Anzahl an Brüchen, es waren über 60 Brüche, in der näheren Umgebung in den Besitz von Dassel gelangt. Dazu zählte insbesondere der Bruch Baptist in Alme bei Brilon.
Die Schwierigkeiten des An- und Abtransportes der schweren Steinmassen – es wurden im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der 1879 zusammengebrochenen Vorgängerin ausschliesslich ausländisches, insbesondere belgisches, schwedisches und italienisches Rohmaterial verarbeitet – blieben trotz des günstigen Umstandes, dass in der Zwischenzeit die Eisenbahnlinie Lippstadt-Warstein in Betrieb genommen war, der Transport also nicht mehr über die Haar nach dem 16 km entfernten Soest, sondern durchs Möhnetal nach der knapp 7 km weiten Station Belecke erfolgen konnte.
Mussten doch bis zu 20.000 kg schwere Blöcke herangeschafft werden. Starke Lastwagen, schwere Zugtiere mussten deshalb angeschafft werden, und wo die eigene Kraft nicht reichte, half ein Abkommen mit den Landwirten der Umgebung, die ihre Gespanne zu mässigen Sätzen zur Verfügung stellten.
Der erste Rückschlag die Hochflut -1889-
Störend fiel in die Anfangsperiode die gewaltige Hochflut von 1889. Manche kostspielige, eben beendete Arbeit war wieder zerstört, Schleusen und Uferbauten mussten erneuert werden, der Einsturz der Brücken, die Verbindungen mit der Hauptstrasse, wirkte lange Zeit störend.
So waren die ersten Jahre mühevoller Arbeit und harter Enttäuschung gewesen. Es bedurfte geraumer Zeit, bis das Unternehmen von innen und aussen ein anderes Aussehen gewann. Die Zahl der Arbeiter betrug, wie das noch vorhandene, von Georg Dassel persönlich geführte Lohnbuch aufweist, Ende 1886 nur 8 Arbeiter. Ihre Zahl stieg in gesunder Entwicklung langsam und stetig. Ende 1887 waren es 18, Ende 1888 24 und Ende 1889 35, die in der Zwischenzeit zu brauchbaren Fachkräften angelernt waren. Die Löhne der Vollarbeiter schwankten damals zwischen 1,80 und 2,50 je Tag. 1896 betrug die Belegschaft bereits 125 Mann und stieg weiter in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf über 300.
Erste Ausdehnung des Geschäftes -1894-
In das Jahr 1894 fiel die erste Ausdehnung des Geschäftes. Es bot sich Gelegenheit, ein seit einiger Zeit bestehendes Konkurrenzwerk, das bereits Eisenbahnanschlus hatte, in Borghausen bei Grevenbrück im Sauerland zu erwerben. Die an diesen Ankauf geknüpften Hoffnungen haben sich voll erfüllt.
Erwerb des Liethammer -1898-
Die glänzende Entwicklung, die das Unternehmen inzwischen genommen hatte, ließ es schon 12 Jahre nach dem Erwerb des Viktoriawerkes im Jahre 1898 geraten erscheinen, den unterhalb Allagen gelegenen früheren Eisenhammer, das Lietwerk mit seiner grossen Wasserkraft hinzu zu erwerben, das allmählich zu einer leistungsfähigen Betriebsstätte ausgebaut wurde.
Die lange ersehnte Eisenbahn -1898-
Das Jahr 1898 brachte der engeren Heimat die lange ersehnte Eisenbahn. Ein Projekt, das Soest unmittelbar mit dem Süden verbinden sollte, schwebte schon lange Zeit. Der ruhigen Werbung, besonders der Gewerbetreibenden des Möhnetales war es zu verdanken, dass als Linienführung das Möhnetal bestimmt wurde. Am 1. Dezember 1898 konnte die Strecke Soest-Belecke-Brilon eröffnet werden. Dem bisher abgelegenen Tal war damit der Anschluss an den Verkehr gegeben worden.
Wie dies für die gesamte Gegend, so war dies nicht minder für die westfälischen Marmor- und Granitwerke ein bedeutungsvoller Tag. Die ständigen Transportschwierigkeiten waren auf einmal beseitigt. Beide Werke erhielten Anschluss bis auf den Fabrikhof, so dass nun An- und Abtransport von nun an in schnellster Weise von statten gehen konnte. Rege Entwicklung nach innen und ausen schloss sich als natürliche Folge an diesen Vorteil an.
Die Jahrhundertwende -1900-
Das neue Jahrhundert brachte neue räumliche Ausdehnung des Unternehmens. Der Erwerb des Syenitwerkes in Schönberg bei Bensheim an der Bergstrasse bezweckte engere Verbindung mit der süddeutschen Kundschaft. Eigene Syenitbrüche wurde im Odenwald angelegt und ihre Erzeugnisse im eigenen Betriebe an Ort und Stelle verarbeitet.
Um die Berliner Kundschaft prompter bedienen zu können, wurde dort das Rohmarmorlager Berlin eingerichtet, das sich gut entwickelte. Im Sauerland bei Brilon wurden neue Bruchbetriebe angelegt, die schönes Material zutage förderten, das sich grosser Beliebtheit erfreute.
Auf dem Seeweg zum Dortmunder Hafen
Nachdem bereits sehr früh eigene Brüche zur Gewinnung von Marmor und Graniten im Ausland aufgemacht wurden, mussten die Rohmaterialien vorwiegend auf dem Seeweg an den Standort Allagen verbracht werden.
Der Generationswechsel -1903-
In der Bekanntmachung im Deutschen Reichsanzeiger wird eine Eintragung des Königlichen Amtsgerichts zu Warstein in das Handelsregister A. angezeigt, dort wird unter Nr. 8 die Firma Westfälische Marmor- und Granit-Werke Georg Dassel in Allagen geführt.
„Dort ist heute folgendes eingetragen worden: dem Georg Dassel junior in Allagen ist Prokura erteilt, Warstein, den 28. März 1903. Königl. Amtsgericht“
Jubiläum -25 Jahre Firma Dassel- am 08. Oktober 1911
Eigene Brüche in Italien, die große Sprengung -1925-
Betriebsabteilungen mit eigenen Brüchen wurden in Italien in Carrara und in Schweden in Råbelöf, Åhus und Langelyka eingerichtet, zu dem Zweck, das Unternehmen auch bezüglich des Rohstoffes möglichst unabhängig zu machen.
Über eine im Tale von Colonata bei Carrara von der Firma „Westfälische Marmor- und Granitwerke Georg Dassel, Allagen,“ am 06.09.1925 ausgeführte Sprengung berichtet „Der deutsche Steinbildhauer“.
Der technische Fortschritt
Die Umstellung auf Elektrizität konnte im Jahre 1926 vollzogen werden.
Tod des Firmengründers Georg Dassel -1934 –
Der Tod des Firmengründers Georg Dassel im Jahre 1934 schließt die Gründerphase des Unternehmens ab.
Eine zusammenfassende Würdigung findet sich in einem Zeitungsartikel zu seinem 80. Geburtstag.
Die neue Generation mit seinen Söhnen, die Brüder Georg jun. Dassel und Erich Dassel.
Dassel Naturstein GmbH
Die langjährigen Mitarbeiter der Firma Dassel, Josef Ferber und Bernd Griese, seit 1990 Geschäftsführer, haben im Jahre 1994 die Firma übernommen.