Drücke Möhne, die eilige Tante
Als Möhne (ndd.) bezeichnete man im 17. / 20. Jhdt. üblicherweise eine Tante bzw. Base. Im Sinne der Familienforschung handelt es sich also dabei um eine ältere deutsche Verwandtschaftsbezeichnung.
Eine „Drücke Möhne“ = Drokke (=eilig, geschäftig) – Möhne (= Tante) charakterisiert somit eine geschäftige eilige ältere Frau. Durchaus ein gängiges Thema in der Familienforschung.(1)
Die Möhne, ein Gewässer
Die Heimatforscher des Fleckens Allagen an der Möhne treibt jedoch eine andere Frage, nämlich die Frage nach der Deutung des Namens Möhne, als bedeutender Flusslauf durch die Gemarkung Allagen.
Das ursprünglich sumpfige Tal der Möhne mit seinem unregulierten Fluss war für Siedlungen wenig geeignet. Im Laufe der Zeit wurden die Gebirgsgewässer in ein festes Bett gezwängt und dem Handwerk, der Fischerei und der Industrie nutzbar gemacht. Aus den moorigen Landschaften schuf man üppige Wiesen. Heute haben sich die Siedlungen, so auch Allagen, allesamt bis ins Tal hinein ausgedehnt. Eine prächtige Landstraße begleitet heute den Lauf der Möhne von der Quelle in der Nähe von Brilon am Hoppenberg bis zur Mündung bei Neheim in die Ruhr.(2)

Deutung des Namens Möhne
Der Name „Mayne = Möhne“ wird erstmals urkundlich in einem Dokument aus dem Jahre 1227 genannt.
Gemäß alter Überlieferungen aus dem Raum Brilon nannte man dort die Möhne im allgemeinen Sprachgebrauch Die Becke.
Einige Historiker leiten Möhne vom lateinischen moenus = Grenzfluss ab und schreiben die Namensgebung römischem Einfluss zu.
Andere Deutungen sehen Möhne in einem Sprachbezug zum keltischen Moinos.(2,4)
Den Onomastiker fragen
Im Rahmen eines Vortrags von Prof. Dr. Jürgen Udolph zum Thema „Fluss-, Orts- und Familiennamen in Soest und Umgebung – Zeugen der Geschichte“ vor den Kreisheimatpflegern am 25. Oktober 2024 in Soest, erläuterte dieser den Stand der Wissenschaft.

Herr Professor Udolph gilt als Fachmann in Deutschland, wenn es um die Frage geht, wie der Ursprung eines Namens zu entschlüsseln ist. Der Referent war Hochschullehrer für Namensforschung (Onomastik) an der Universität in Leipzig, an dem einzigen Lehrstuhl für dieses Fachgebiet in Deutschland. Professor Udolph leitet zudem das Zentrum für Namensforschung in Chemnitz.(3)
Aufbauend auf den Ergebnissen seiner Habilitationsschrift und den darin außerhalb des deutschen Sprachgebiets gesammelten Namen, stellt er fest, dass man in Deutschland bislang vor allem die Namensverwandtschaft der Gewässer Main und Möhne im Fokus gehabt hat und über die Deutung dieser Namen forschte. Dabei taucht und tauchte immer wieder keltische Herkunft auf.
Das Fazit der jahrzehntelangen Forschungen benennt Professor Udolph wie folgt:
1. Keltische Namensherkunft scheidet aus.
2. Die Namen sind nicht deutscher, slavischer oder baltischer Herkunft.
sondern
3. Die Namen entstammen einer voreinzelsprachlichen Schicht, die man der angenommenen Vorstufe der indogermanischen Einzelsprachen, das sogenannte Indogermanisch und die dazu gehörenden Alteuropäischen Gewässernamen zuordnen kann. Das wird besonders dadurch deutlich, dass sie verschiedene Ablautstufen enthalten (Ablaut haben wir etwa in singen – sang – gesungen usw.)
Sehr alte indogermanische Strukturen sind nämlich
*mein-/ *moin-/ *min-.(4)
Zu verbinden und zu deuten sind die Gewässernamen Main und Möhne wohl mit zwei baltischen Wörtern:
lett. maiɳa, lit.maiva
gleichbedeutend mit
Sumpf oder auch Morast.


Quellen
(1) GenWiki: Möhne
(2) Kraft, Bernhard: Geschichte des Kirchspiels Allagen. Ein Heimatbuch,1967
(3) Udolph, Jürgen: https://www.prof-udolph.com/
(4) Udolph, Jürgen: Die Stellung der Gewässernamen Polens innerhalb der alteuropäischen Hydronymie, Heidelberg, 1990