Joseph Ferber, Architekt
„Ich weiß von 23 Kirchen, die er gebaut hat.
Es können jedoch noch einige fehlen …“
„Er baute Port Arthur, …, als Baumeister überall in Westfalen“, mit dieser und der Schlagzeile „Architekt Ferber, 75 Jahre alt“, würdigte die Presse in Soest am 24.09.1949 den damaligen runden Geburtstag und gleichzeitig das Lebenswerk von Joseph Ferber, Architekt in Soest.
von Ferdinand Ferber
Franz Joseph Ferber wurde am 24. September des Jahres 1874 in Allagen, Wisor, als siebentes von elf Kindern geboren. Er besuchte die Volksschule, absolvierte eine Ausbildung als Kettenschmied und ließ sich in den 1880er Jahren durch den Neubau der Pfarrkirche zu Allagen zum Beruf des Architekten inspirieren. Es folgte ein Fernstudium der Architektur in Braunschweig.
Er ging bereits im Jahre 1898 nach Soest, um in der Zeit von 1902 bis 1906 bei dem renommierten Architekten und Dombaumeister Wilhelm Sunder-Plaßmann aus Soest erste große Bauprojekte zu betreuen.
Diese waren z.B. der Neubau der Kapelle -Muttergottes in der Not-, der Bau des -Mariannenhospitals- und der Neubau der Wallfahrtsbasilika -Mariä Heimsuchung- allesamt in Werl. Er hatte 1904 die Bauleitung zur Errichtung der Schule in Allagen.
Im Jahre 1906, nach dem Weggang des Wilhelm Sunder-Plaßmann von Soest nach Münster, gründete Joseph Ferber sein eigenes Büro in Soest und erbaute sein Haus am Freiligrathwall Nr. 34.
Dort folgte sein erstes größeres Projekt, nämlich der Neubau des alten Stadtkrankenhauses Soest. Im Laufe seines Schaffens erbaute er die erste Siedlung im sogenannten „Port Arthur“, das „Hildegardis-Lyzeum“ (Mädchengymnasium und heute Christian-Rohlfs-Realschule) usw..
Heimatnahe Projekte waren der Bau des Siegmundschen Hauses und die Erweiterung der Kapelle in Allagen/ Niederbergheim.
Hier erfolgte die Grundsteinlegung zusammen mit Vikar Bernhard Zimmermann, der in Allagen an der Möhne gemäß bischöflicher Order seine erste Vikarsstelle inne hatte.
Aus dieser Beziehung entstand auch das wohl größte Bauvorhaben des Joseph Ferber, nämlich der Bau des Studienheims St. Clemens in Driburg, das spätberufenen Priestern zur Ausbildung diente, eine Initiative bzw. das Lebenswerk des Allagener Vikars Zimmermann.
Besagter Vikar Zimmermann legte im Übrigen auch die Grundlage für die Gründung der Kolpingfamilie in Allagen.
Als fleißiger Architekt hat sich Joseph Ferber nicht nur mit Profanbauten befasst, sondern sich einen Namen in der Errichtung und der Erweiterung von Kirchenbauten gemacht, von denen eine Vielzahl bekannt ist.
Der historischen Aufarbeitung speziell des Wirkens von Joseph Ferber im Kirchenbau hat sich Dr. Heinrich Otten, Kunsthistoriker und Architekt aus Werl, im Rahmen seiner Dissertation umfassen gewidmet. In seinen Veröffentlichungen, z.B. „Joseph Ferber (1874-1951) Ein westfälischer Kirchenarchitekt in -Soester Zeitschriften-, 2009“, schreibt Otten „Ich weiß von 23 Kirchen, die Ferber gebaut hat. Es können jedoch noch einige fehlen …“.
Das Architekturbüro wurde von seinem Schwiegersohn Ernst vor dem Brocke (1907-1966) fortgeführt. Dieser stammt aus einer Handwerkerfamilie aus Alfhausen-Bersenbrück in der Nähe von Lingen. Sein Vater war Schreiner. Ernst studierte am Polytechnikum in Oldenburg das Fach Architektur. Er war zunächst Architekt für die Familie der Eigentümer der Kaufhauskette C&A, die aus seiner heimatlichen Nachbarschaft stammte.
Ab 1938 lief das Architekturbüro Ferber unter dem Namen „Ferber & vor dem Brocke“. Er setzt die Tradition seines Schwiegervaters im Bereich Kirchenarchitektur nicht fort, so dass nur wenige derartige Bauten aus seiner Planung bekannt sind.
Joseph Ferber ist am 04. Juni 1951 in Soest verstorben. Sein kunstvoll gestalteter Grabstein konnte inzwischen nach Allagen verbracht und am Haus Dassel platziert werden.
Nach dem plötzlichen Tod seines Schwiegersohnes Ernst vor dem Brocke im Jahre 1966 wird das Architekturbüro zunächst von den damaligen Büroleitern Baroth und Höfer weitergeführt, später von dem Mitarbeiter Dieckmann übernommen und in der Folgezeit unter der Gemeinschaft „Dieckmann & Hohmann GbR Architekturbüro“ geführt.
Rückschau:
Es ist für einen schaffenden Architekten nicht ohne Reiz, einmal Rückschau zu halten auf seine eigenen Tätigkeiten und zu vergleichen, inwieweit er von den Wandlungen der Kunstrichtungen in den letzten Jahrzehnten, von dem tastenden Suchen nach einer neuen, einheitlichen Ausdrucksweise in der Baukunst berührt wurde.
vgl.: Ferber, J., Soest i.W. Architekt: Moderne Architektur, Sonderausgabe; Lindner-Verlag, Lindner & Braun, Düssseldorf, (192n)
Kirchenbauten, eine Auswahl
Kapelle -Muttergottes in der Not-, Werl, 1902
Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung, Werl, 1904 – 1906
Filialkirche, Hövel, 1910
Kirche St. Johannes Baptist, Schoneberg, 1913
Kirche Heilig Geist, Bilme, 1914
Filialkirche, Barge, 1915
Filialkirche, Niederbergheim, 1921
Kirche St. Antonius, Wiemeringhausen, 1922
Kapelle St. Johannes Baptist, Eickeloh, 1924
Erweiterung Kapelle St. Joseph, Uentrop. 1924
Kirche in Rhynern, NN
Pfarrkirche St. Margaretha, Ramsbeck, 1936
Kirche St. Peter und Paul, Siegen, 1937
Neubau des Langhauses St. Antonius, Günne, 1937
Erweiterung Kirche St. Urbanus, Arnsberg-Voßwinkel. 1938
St. }oh,mnes Baptist, Lübbecke, 1938-39
Kirche St. Bruno, Soest, 1946
Profanbauten, eine Auswahl
Mariannenhospital, Werl, 1902
Schulneubau, Allagen, 1903
Stadtkrankenhaus, Soest, 1906
Haus Siegmund, Allagen, 1906
Atelier– und Wohnhaus Josepf Ferber, Soest, 1908
Merkur –Glühlampenfabrik, Soest, 1908
Wohnhaus Paul Schulze, Soest, 1908
Schützenhalle, Grevenbrück, 1909
Gasthof Buse, Soest, 1910
Gutshaus Schulze-Ardey, Bettinghausen, 1911
Wohnhaus Dr. Garms, Soest, 1911
Gutshaus Huckel, Berghausen bei Meschede, 1912
Färberei Kampschulte, Soest, 1919
Studienheim St. Clemens, Bad Driburg, 1927
Hildegardis-Lyzeum, Soest, 1927
Kindergarten in der Akazienstraße, Soest, 1928
Siedlung im sogenannten „Port Arthur“, Soest
Hinweis
Die Inhalte dieses Artikels wurden in einem Beitrag der Herbstausgabe 2019 des Magazins -WOLL für Warstein, Möhnesee und Rüthen- veröffentlicht, was grundsätzlich lobenswert und für die Regionalgeschichte wichtig ist sowie dem Autor eine angemessene Wertschätzung entgegenbringt. Dieser WOLL-Artikel kommt leider ohne eigene Rechercheleistung der Redaktion und ohne jegliche Quellenangabe zu den Inhalten aus.