Lichterglanz auf Marmor
Haus Dassel ist geprägt durch seine reichhaltige Ausstattung mit den edelsten Marmoren. Die besondere Ausstrahlung polierter Oberflächen wird am deutlichsten durch eine wirksame und stilechte Illumination. Der weiße Marmor aus Carrara wird zu Recht der „Stein des Lichts„ genannt.
Durch einen wahrlich glücklichen Umstand konnte im Sommer 2018 ein Leuchten-Ensemble übernommen werden, welches das Haus Dassel nunmehr in einem neuen Licht erstrahlen läßt. Ein Paket von neun dreiarmigen Wandleuchtern und sieben neunarmigen Kronleuchtern identischer Bauart wurde von der Kirchengemeinde Neu Sankt Thomae in Soest abgegeben.
„Fast acht Jahrhunderte lagen zwischen den kostbaren Leuchtern des Mittelalters, den berühmten Leuchterbäumen von Hildesheim und Essen, Barbarossas Stiftung der Reifenkrone zu Aachen und Schinkels Windenblütenkrone im Palais Prinz Arbrecht, 600 Jahre hatte sich der Gebrauch des kostbaren Kerzenlichts langsam ausgedehnt, um in den anschließenden 200 Jahren – zwischen Barock und Klassizismus – zum Allgemeingut zu werden und die größte gestalterische Vielfalt der Lichtträger zu erreichen. Die Kerzenbeleuchtung fand im Biedermeier einen Ausklang, aber keinen Schlußpunkt. Das Kerzenlicht wird seinen geheimnisvollen Reiz, seine festliche Wirkung nie verlieren.“ (1)
Genau dieses schreibt Ludwig Jarmuth in seinem Buch „Kerzenlicht in acht Jahrhunderten -Eine kleine Stilkunde der Beleuchtung- (1978)“.
Das Licht und sein geheimnisvoller Reiz, erzeugt auch heute noch seine festliche Wirkung, obgleich nicht Kerzen, nicht Gas, sondern Elektrizität das Licht erstrahlen läßt. Ein Reiz, der sich noch vervielfacht, sobald Spiegelungen und Reflexionen auf glänzenden Marmoren seine mystischen Wirkungen entfalten.
Die Leuchten im Haus Dassel wurden von keinem anderen als von Ludwig Jarmuth selbst, Designer aus Soest, entwickelt und ursprünglich für die Kirchengemeinde Neu Sankt Thomae gefertigt.
Er schreibt dazu:
„Die gotische Kirche Neu St. Thomae in Soest wurde auf Wunsch mit modernisierten Kronleuchtern aus mattiertem Messing beleuchtet, die in der Anmutung eine gotische Grundform wiedergaben. Für die Jarmuth Werkstatt war dies auch eine Entwurfsaufgabe.“ (1)
Beleuchtungskörper- und Alabasterwerkstatt, Berlin und Soest
Kurt Jamuth (1893 – 1976), Vater des Ludwig, hat als gelernter Großhandelskaufmann im Jahre 1930 die Firma Beleuchtungskörper- und Alabasterwerkstatt in Berlin gegründet.
Im Verlauf der wechselhaften Firmengeschichte wurde nach der Ausbombung bzw. dem Neuaufbau und nach dem Berliner Mauerbau ein Standort in der Nähe der Leuchtenmetropole Neheim-Hüsten gesucht und im Jahre 1962 in Soest gefunden. Beide Standorte werden weitergeführt und Ludwig Jarmuth wechselt im Jahre 1970 mit seiner Familie nach Soest, wo er ab 1977 als Geschäftsführer wirkt.
Der Firmenschwerpunkt verlagert sich nun zunehmend in den Bereich Denkmalschutz, wo eine Reihe renommierter Projekte erfolgreich durchgeführt werden.
Im Jahre 1987 werden die Werkstätten in Berlin aufgelöst. Betriebsschluss ist im Jahre 1996 auch am Standort Soest. (2)
Im Jahre 1997 erfolgt die Übernahme der Jarmuth GmbH Soest durch die Sächsische Bronzewarenfabrik AG.
Seit 2015 widmet sich die neugegründete Firma LMW-Leuchten Manufactur Wurzen GmbH, die Manufaktur für dekorative Leuchten, dem traditionellen Beleuchtungskörperbau.
Ludwig Jarmuth ist heute künstlerisch als Maler tätig.
Quellen:
(1) Jarmuth Ludwig: Kerzenlicht in acht Jahrhunderten -Eine kleine Stilkunde der Beleuchtung- (1978)
(2) Jarmuth Ludwig: Alabaster und Bronze, Jarmuth Firmengeschichte 1930 – 2005