Beschreibung eines Schneefalles
am 17. und 18. April 1936
Der Landwirt zu Oberbergheim,
Wilhelm Georg Reinold gen. Veddern (1874-1954),
erinnert sich und berichtet
„Nachdem der Hafer schon meist infolge des trockenen und warmen Wetters bis 20sten März gesät war, die Wintersaaten soweit im Wachstum vorgeschritten, wie sonst am 1. Mai kamen um den 8.-10. April Nachtfröste.
Doch blieb es trocken und das Grundwasser wurde stellenweise rar.
Am 17ten April morgens fing es an zu schneien und blieb daran bis abends des 18ten April mit Wind und Schneetreiben.
Da der Schnee sehr nass war, blieb er an Bäumen und auf den Dächern liegen. Durch das Gewicht brachen viele Bäume besonders Fichten im Walde, so dass ein Millionenschaden entstand.
Von den Pappelnbäumen bei unserem Hof brachen Äste bis 35 cm Stärke und schlugen die elektrische Leitung zur Scheune kaputt.
Das Dach unseres alten Renthauses, aus dem 17ten Jahrhundert wurde eingedrückt und auf der Ziegelei viele Schuppen ineinandergedrückt.
Sämtliche Wege waren zugeweht und aller Verkehr lag still.
Telephon und elektrische Leitungen gerissen.
Die Milch konnte nicht zur Molkerei gebracht werden und das Milchauto nach Dortmund lag fest, Züge blieben im Schnee stecken.
Am 18ten April nachmittags musste das ganze Dorf den Schnee aus dem Wege nach Niederbergheim werfen, damit die Milchwagen durchkamen und besonders die Leute und Kinder den andern Tag zur Kirche kommen konnten, denn am 19ten April war Weißer Sonntag und Erstkommunion der Kinder.
Ein neugeweihter Priester unseres Ortes. Hochwürden Clemens Schmitz. wollte am 18ten in der Kapelle in Niederbergheim die hl.Messe lesen, konnte aber wegen der verschneiten Wege nicht hin. Um 11 Uhr wollte er hinreiten, aber da er des Reitens unkundig, ging das Pferd nicht und ein Besitzer von Nölken Hof, Buchheister musste mit ihm reiten.
Am Sonntag wurden die Straßen ziemlich freigelegt, ebenso elektrische und Telefonleitungen mit Hilfe von Militär wieder notdürftig instand gesetzt, so dass am Montag alles leidlich wieder ging. Der Schnee lag auf ebenen Stellen 50 cm hoch.
Von der Reichsregierung war zur Erzeugungsschlacht aufgerufen im Jahre 1936. In zahllosen Versammlungen wurden die Bauern kommandiert, was sie zu tun und zu lassen hatten, um in Deutschland alles selbst zu erzeugen und man befahl fast dem Vieh und Getreide wie es wachsen sollte. Ebenso gab es Vorschriften über Holznutzung, wo vor 50 Jahren kein Bestand gehauen werden durfte.

Der ganze Verkehr war auf Auto und neue Maschinen umgestellt und das Pferd fast von der Straße verschwunden.
In allen Versammlungen und Zeitungen wurden die Leistungen des Menschen gefeiert, nie aber vom Lenker der Naturgewalten gesprochen. Da kam die Katastrophe. Es war hinn das Wachstum, es fielen die Bäume ob sie 10 oder 100 Jahre waren und es lag fast der ganze moderne Verkehr und das Pferd musste wieder das Auto ziehen.“
Schneebruch in den Waldungen der Firma Dassel