Herzbruch alias Berken

Werner Herzbruch,
alias Georg Berken

von Ferdinand Ferber und Julian Naarmann

Das Bedürfnis, eine von dem Holz- und Steinbildhauermeister Alfons Düchting (1925–2015) aus Soest angefertigte wertvolle Steinmetzarbeit der Nachwelt zu erhalten, führt über einige Recherchen auf die Spur eines fast vergessenen Malers und Schriftstellers.

Am 12. März 1906 wird Werner Herzbruch in Essen als Sohn des Kaufmanns Gustav Herzbruch (1873–1946) und dessen Ehefrau Auguste Hedwig Budde (1881–1942) geboren.

Gustav Herzbruch (1873–1946) und Ehefrau Auguste Hedwig Budde (1881–1942)

Werner Herzbruch besucht von Ostern 1912 bis Ostern 1916 die Grundschule in Dortmund-Brackel.

Familie Herzbruch in der Sommerfrische im Jahre 1913

In der Zeit von Ostern 1916 bis Ostern 1926 besucht er das Bismarck-Realgymnasium in Dortmund, welches er mit der Reifeprüfung abschließt.

Jahrgangsstufe am Bismarck-Realgymnasium in Dortmund

Von Ostern 1926 bis Ostern 1927 und von Ostern 1928 bis Herbst 1928 studiert er drei Studienhalbjahre lang bildende Kunst an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf.

Anschließend studiert er von Herbst 1928 bis Ostern 1929 und von Herbst 1929 bis Herbst 1931 weitere fünf Halbjahre lang an der staatlichen Kunstschule in Berlin die Fächer Philosophie, Pädagogik und Kunstgeschichte. Er betätigt sich in dieser Zeit bereits politisch als Mitbegründer eines antifaschistisch geprägten Clubs von Berliner Kunststudenten.

Werner Herzbruch in seiner Zeit in Berlin

Im Dezember 1931 legt Herzbruch das Examen für das künstlerische Lehramt in den Fächern Zeichnen, Werbetätigkeit und Kunstgeschichte ab.

Für das erste schulische Probejahr, Ostern 1932 bis Ostern 1933, wird er an die Oberrealschule in Dortmund überwiesen.

Das zweite Probejahr, Ostern 1933 bis Ostern 1934, absolviert er an dem staatlichen pädagogischen Bezirksseminar in Bochum.

Am 14. März 1934 besteht er die pädagogische Prüfung.

Ab dem 29. Mai 1934 ist er an der Oberschule für Mädchen in Soest als Kunsterzieher angestellt.

Werner Herzbruch (obere Reihe, 6ter von links) im Kollegium des Oberlyzeums Soest im Jahre 1938 (2)

Diese Tätigkeit wird lediglich durch den Militärdienst vom 5. Oktober 1939 bis zum 29. Dezember 1939 unterbrochen. In dieser Zeit erhält er die Diagnose „erkrankt an Tuberkulose„. Ab Februar 1941 ist er wegen seiner Erkrankung nahezu durchgängig dienstunfähig. Es folgen Behandlungen in Bad Lippspringe und -in der Zeit von August 1942 bis April 1944- ein längerer Sanatoriumsaufenthalt in Davos.(1)

Werner Herzbruch ist seit seiner Studienzeit als Maler und Schriftsteller tätig. Wichtige Malerfreunde sind seit dieser Lebensphase: Otto Coenen (1907-1971), Kurt Prechtl (1906–1993) mit „Pseudonym Eugen Flagol“ und Alfons Lütkoff (1905–1987).(3)

Er gehört der in der NS-Zeit verpönten und verfolgten Kunstrichtung des Surrealismus an, so dass er ab 1933 keine Werke mehr in Deutschland ausstellen kann.

Werner Herzbruch arbeitet und publiziert seine Aufsätze und Aphorismen in Folge dessen unter dem Pseudonym Georg Berken. Sein Pseudonym Berken rührt offensichtlich aus dem ursprünglichen Beinamen seiner Familie Kleine-Herzbruch gen. Berkermann in den Berken mit Stammsitz in Sprockhövel.

Werk des Werner Herzbruch-Berken: Das trunkene Schiff, 84 cm x 84 cm, Tempera, 1937, Nr. 105 (6)

Die Vereinbarung seiner Tätigkeit als Lehrer, Maler und Kunsterzieher mit seinem kritischen Engagement in Literatur und Malerei bedeutet eine permanente Gratwanderung zwischen echter Gesinnung und angepasstem Fortkommen.

Werk des Werner Herzbruch-Berken(6)

Seine Korrespondenz mit deutschen Emigranten bringt ihm den unliebsamen Kontakt mit der Gestapo und eine erste Verwarnung ein. Seine Auslandsreisen in dieser Zeit in die Niederlande, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und nach England sind dabei nicht förderlich.

Er wohnt seit 1934 gemeinsam mit seinen Eltern in einer kleinen Wohnung am Hiddingser Weg Nr. 26.

Alle Bemühungen des Studienassessors Werner Herzbruch, für den die Urkunde zur Ernennung zum Studienrat bereits ausgefertigt ist, diese Ernennung durch Aushändigung der Urkunde wirksam werden zu lassen, werden ihm konsequent verwehrt. Er wird fortwährend als nicht parteikonformer Antinazi bzw. sogar als parteifeindlich denunziert. Seine vorsichtigen Versuche, in das politische Gefüge einzutauchen ohne aktiv zu werden, bleiben erfolglos. Die reinen Mitgliedschaften in Lehrer- und Künstlerverbänden reichen hierzu nicht aus.

Ab 1. April 1946 erhält er kurzfristig einen zusätzlichen Lehrauftrag am Archi-Gymnasium zu Soest, den er aber krankheitsbedingt nie ausübt.

Herzbruch heiratet am 10. August 1946 in Warstein die aus Soest stammende Maria Volke, Tochter des Malermeisters Heinrich Volke. Bereits ein Jahr später, am 30. August 1947, verstirbt Werner Herzbruch in der Heilanstalt Stillenberg in Warstein an den Folgen seiner Erkrankung.

Werner Herzbruch und seine Ehefrau Maria Volke

Seine Witwe kämpft in den Folgejahren beharrlich um ihre Versorgungsleistungen.

Sie vertritt ihren Mann auf Kunstausstellungen und veräußert einen Teil seiner künstlerischen Werke. So nennt ein Ausstellungskatalog des –Kunst Ring Soest- aus dem Jahre 1950 drei seiner dort präsentierten Werke:(4)

Der Pfeifenraucher, Aquarell
Der Drache, Tempera
und
Versuchsanstalt für aeronautische Magie, Tempera

Selbstbildnis des Werner Herzbruch-Berken(5)

Werner Herzbruchs künstlerisches Schaffen ist nahezu unbekannt geblieben. Eine gewisse Würdigung findet sich in seinen Kondolenzien wieder.

Weitere wenige Werke befinden sich heute im Familienbesitz, ebenso die Grabsteine der Eheleute Herzbruch.(5,6)

Grabsteine der Eheleute Herzbruch
Werk des Werner Herzbruch-Berken:: Der Künder der Wahrheit, 48 cm x 63 cm, Tempera, vermutlich 1939

Eine kleine Auswahl weiterer Werke
des Werner Herzbruch-Berken (5,6)

 

 

       

Quellen:

(1) Stadtarchiv Soest, Personalakten der Aushilfslehrer beziehungsweise Assessoren oder Studienräte zur Anstellung, Signatur P22.710 und D 367

(2) Stadtarchiv Soest, Herzbruch im Kollegium des Oberlyzeums 1938, Fotoarchiv

(3) Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Alfons_L%C3%BCtkoff

(4) Ausstellungskatalog, Kunst Ring Soest, 1950

(5) persönliche Mitteilungen

(6) persönliche Mitteilungen, Tavira Portugal