Eskalation am Schützenfestmontag in Allagen
Präses gibt Kollekte unter Protest an die Bruderschaft zurück
Unter scharfem und schriftlich gefassten Protest gibt der Präses der Schützenbrüderschaft zu Allagen die Einnahmen aus der Kollekte des Schützenhochamtes an die Bruderschaft zurück.
Diese Nachricht, die nach dem gelungenen diesjährigen Schützenfest in Allagen zunächst erschreckend anmutet, stammt erfreulicher Weise aus dem Jahre 1888.
Die Chronik der Schützenbruderschaft Allagen beschreibt die Zeit nach dem sogenannten Kulturkampf recht deutlich. Es wird von Messerstechereien in Niederbergheim und von ausgefallenen und zeitgleich abgehaltenen Festen berichtet.
Pastor Joseph Schafmeister ist seit Februar 1887 mit der Verwaltung der Pfarrei Allagen betraut. Das Schützenfest des Jahres 1888 der älteren Schützenbruderschaft Allagen verläuft offensichtlich entgegen früherer Feste friedlich und harmonisch.
Weit gefehlt, Pastor Schafmeister, recht neu im Amt und zudem ein Mann strenger Sitten und Gebräuche, will diese willensstark erhalten wissen.
Es hat gemäß seiner Moralvorstellungen beim Schützenfest eine gravierende Zuwiderhandlung gegeben, die ihm unmittelbar zu Gehör gebracht wird.
So schreibt Joseph Schafmeitser bereits am Dienstag an den Vorstand:
“ .. der älteren Schützenbruderschaft zu Allagen.
Gegen mein ausdrückliches Verbot ist gestern Abend in Ihrem Zelte ein Kindertanz gehalten. Aus diesem offenen Ungehorsam muß ich leider schließen, daß die ältere Schützenbruderschaft mit ihrem Seelsorger nicht mehr in Verbindung stehen will. Deshalb bedaure ich, gestern das Schützenhochamt gehalten und dafür ein Opfer, nämlch 6 Mark und 66 Pfennige eingenommen zu haben, das Opfer gebe ich hierbei der Schützenkasse unverkürzt zurück.
Allagen, 26 Juni 1888, der Pfarrer Schafmeister“
Im Folgejahr haben sich nach Einlenken der Schützenbruderschaft die Wellen offensichtlich wieder geglättet.
Eine Erinnerungsnotiz besagt:
“ Der Vorstand der älteren Schützenbruderschaft hat mir gestern das Versprechen gegeben, dafür Sorge zu tragen, daß ein Kindertanz nicht wieder stattfinde, deshalb habe ich heute das Schützenhochamt in herkömmlicher Weise gehalten.
Allagen, 24 Juni 1889, Schafmeister, Pfr.
Wie war, oder besser, was wäre ein Schützenfest ohne Kindertanz?
Angesichts der aktuellen Diskussionen im Zusammenhang mit dem Verfall bzw. der Bewahrung von althergebrachten Sitten und Gebräuchen im Schützenwesen, erscheint diese Problematik doch etwas seltsam.
Wie sich die Zeiten geändert haben.