Der Bildhauer und Architekt Jean Baptist Prang
Jean Baptist Prang wurde im Jahre 1863 Besitzer des Hauses und der gesamten Anlagen des vormaligen Röper-Werkes.
Prang stammte aus Münster und bewohnte das Haus für einige Jahre.
Er hatte nach längerem Studium in den in der Marmorgewinnung und Verarbeitung fortschrittlichen Ländern Frankreich und Belgien schon im Jahre 1857 in der Nähe des Dorfes Alme bei Brilon Marmor gebrochen und die Blöcke mit Hilfe einer kleinen, vom Grafen Bochholz gepachteten Wasserkraft, in ziemlich primitiver Weise in Platten zersägt und zu Marmorgegenständen verarbeitet. Sein Unternehmen krankte aber an der zu geringen zur Verfügung stehenden Wasserkraft; die nächste Bahnstation, Paderborn, war zudem 18 km entfernt.
Mit finanzieller Hilfe zweier in Niederländisch Indien zu Wohlstand gekommenen Kaufleute, Johann Joseph Lambert Knagge und Johannes Ferdinand Josephus Karthaus aus Münster, die Teilhaber der offenen Handelsgesellschaft Prang & Cie. wurden, stellte er das Viktoriawerk und das Lietwerk auf Marmorverarbeitung um.
Eine wichtige Persönlichkeit war der Agent der Firma, welcher unermüdlich in der Region nach potenziellen Gruben Ausschau hielt.
Verarbeitet wurde ausschließlich westfälischer Marmor, der in eigenen Brüchen in Alme und der Umgebung von Warstein gewonnen und auf Fuhrwerken herangeschafft wurde.
Bei den Vorbereitungen zum Tag des offenen Denkmals wurde von Franz-Josef Schröer im Nachlass seines Vaters in Niederbergheim ein Siegelstempel gefunden, welcher die Medaille bezüglich der Teilnahme an der Expo 1862 in London zur Grundlage hat.
Seine geschäftlichen Aktivitäten im Möhnetal zeigen sich in einer erhaltenen Rechnung aus dem Jahre 1866 aus dem Archiv des Heimatvereins Mülheim, die Bezahlung für das Kreuz auf dem Loermund in Sichtigvor zum Gegenstand hat. (7)
Das Kreuz war vor dem Bau der Loermund-Kapelle der Abschluss des Kreuzweges. Es steht heute rechts neben der Kapelle.
Es existiert ein Gutachten aus dem Jahre 1869 über die Marmorfelder bei Brilon, welches in der wissenschaftlichen Arbeit von Heinz Wilhelm Hänisch angeführt wird und einen schönen Einblick in die vorhandenen technischen Gegebenheiten gibt. (1)
„Juli 1869, königlicher Bergassessor I. Ditges:
Gutachten über die Grubenfelder und Betriebsanlagen der Fa. Prang & Comp., untere Liedwerk:
Das ehemalige Eisenwalzwerk enthält in seinem gegenwärtigen Zustand je 8 Sägewerke, Abteilungsmaschinen, 2 Polishoers und eine Kantenschleife. Die Zahl der Maschinen soll verdoppelt werden. Antrieb durch ein mittelschmächtiges Wasserrad. Es noch ein weiteres Wasserrad und eine Turbine vorhanden. Ein Wasserrad wird durch die Möhne betrieben. An Wasser leidet das Werk nicht. Gegebenenfalls könnte bei Erweiterung des Betriebes eine Dampfmaschine aufgestellt werden. Das obere Werk „Viktoria“ gleichfalls an der Möhne gelegen, hat 5 Sägemaschinen mit 36 Schneidenblättern, 2 Einzelsägen und 2 Polishoers. Antrieb ebenfalls durch ein Wasserrad an der Möhne.“ (1)
In den Archiven von Allagen finden sich keine verwertbaren Hinweise auf die Existenz der Familie Prang.
Lediglich der kirchliche Heiratseintrag der Tochter am 25.09.1869 mit Joseph Schmitz, Kaufmann in Hamm, enthält eine interessante Information, nämlich den Eintrag, dass dessen Mutter eine geborene Knagge, konkret die Schwester des Johann Joseph Lambert Knagge, war.
Ein kleiner Hinweis, dass Prang am Ortgeschehen beteiligt war, findet sich doch noch. Er ist nachweislich im Jahre 1867 in die Schützenbruderschaft Niederbergheim eingetreten, die damalige Allager Ältere Bruderschaft.
Die Gesellschaft Prang & Cie. hat 10 Jahre in Allagen lang bestanden. Sie hat sich zwar in großer Zahl Bergwerksfelder auf Marmor, der damals noch zu den verleihbaren Mineralien gehörte, verleihen lassen und sich auf den Weltausstellungen in London 1862 eine lobende Anerkennung und in Paris 1867 eine silberne Medaille geholt.
Das Unternehmen geriet aber in eine immer schwieriger werdende wirtschaftliche Lage, die nicht zuletzt durch die sehr schwankende Qualität des westfälischen Marmors verschuldet wurde.
Außerdem war Prang den gewachsenen Ansprüchen des Werkes nicht mehr gewachsen. Somit blieb dem bislang stillen Teilhaber Knagge nichts anderes übrig, als persönlich in die Geschäftsführung einzugreifen und längere Zeit in Allagen zu wohnen. Seine Familie zog im Jahre 1867 nach Soest, wo Knagge diese jeden Sonntag besuchen konnte. Wegen der zunehmenden Differenzen mit Prang wurden im Frühjahr 1870 vor dem Kriege die Werksanteile günstig verkauft, und die Familie Knagge zog zurück nach Wildeshausen.
Da Kangge weitere zwei Jahre lang einen gewissen Gewinn aus dem Werke garantiert hatte, war er bis zum Jahre 1872 gelegentlich genötigt, in Allagen in der Geschäftsführung tätig zu sein.(7,8)
Aus dieser misslichen Situation befreite die Firma Prang in den sogenannten Gründerjahren, die nach dem siegreichen Krieg mit Frankreich eine ungestüme industrielle Entwicklung einleitete, Berliner Emmissäre, die das Unternehmen 1872 zu sehr günstigen Bedingungen aufkauften und in eine Aktiengesellschaft, „die Westfälischen Marmorwerke“ umwandelten.
Jean Baptist Prang, geboren am 24. August 1820 in Köln, verstarb nach schwerer Krankheit am 01. November 1875 in Düsseldorf im Alter von nur 55 Jahren. Er hatte zuvor am 08.11.1873 seinen Wohnsitz von Allagen nach Düsseldorf verlegt.(3)
Seine Ehefrau Gertrud geb. Schlemmer, geboren am 17.03.1820 in St. Mauritz Münster, verstarb am 19.02.1889 in Düsseldorf.
Deren Tochter Elisabeth ist bereits am 05.07.1873 in Hamm verstorben.
Die Enkeltochter des J. Baptist Prang, Maria Schmitz, verheiratete sich mit dem Weingutbesitzer Josef Milz und lebte in Neumagen-Dhron, Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz an der Mosel, wo sie am 03.06.1895 verstorben ist.
Eine später aber nicht zu späte Würdigung
Die Gruppe Familienforschung und Heimatpflege Allagen hat nun im Gedenken an die Lebensleistung des J. Baptist Prang und sein Gründerwirken in Allagen ein schmiedeeisernes Gedenkkreuz mit einer kleinen Inschrift am Haus Dassel angebracht. Das schmiedeeiserne Kreuz entstammt dem Besitz der Familie Heinz-Bruno Hecker aus Niederbergheim.
Die steinerne Gedenktafel wurde von Steinmetzmeister Martin Wagener aus Allagen angefertigt, der seine Ausbildungsjahre bei der Firma Dassel absolviert hat. Dort verbrachte er seine Gesellenjahre und arbeitete nach der bestandenen Meisterprüfung weitere fünf Jahre in diesem Betrieb. Seit 1993 führt er die Traditionsfirma König in Soest weiter.
Nepomuk-Statue auf der Johannesbrücke über dem Heubach zu Steinheim
Zu seinen wenigen überlieferten bildhauerischen Werken gehört die Nepomuk-Statue auf der Johannesbrücke über dem Heubach zu Steinheim.
Es handelt sich um eine neugotische Figur des münsterschen Bildhauers Johannes Baptist Prang. Die Figur des Johannes von Nepomuk steht seit dem Jahre 1862 auf der Brücke.
Nach einer grundlegenden Renovierung durch den Bildhauer G. Stuchtey, Münster, im Jahre 1976 ist die Figur kurz nach der Wiederaufstellung in den Abendstunden des 06.12.1976 durch einen Verkehrsunfall fast völlig zerstört worden. Die Figur konnte aber vom Bildhauer Stuchtey wieder kunstgerecht zusammengebaut werden und wurde am 20. April 1978 an ihrem alten Platz auf der Heubachbrücke (Ortschaft Vinsebeck) erneut aufgestellt.(4,6)
Alter Kreuzweg in Bad Laer
Quellen:
(1) Heinz Wilhelm Hänisch „Der Metall-, Schiefer-, Baryt- und Marmorbergbau von 1200 bis 1951 auf der Briloner Hochfläche“ – 1. Auflage August 2003, hier: Manuskriptbasierte Version als Vorläufer der endgültigen Ausgabe
(2) Nicolaus Hocker „Großindustrie Rheinlands und Westfalens“, Leipzig, 1867
(3) Stadtarchiv Düsseldorf, 2018
(4) https://www.steinheim.de/Tourismus-Freizeit/Tourismus/Sehenswuerdigkeiten
(5) https://www.heimatkunde-iburg.de/images/bilder/rueckblick/rueckblick-2017-heimathaus-im-verein-fuer-orts-und-heimatkunde-bad-iburg-e-v.pdf
(6) Persönliche Mitteilungen, Ortsheimatpfleger, Werner Kruck, Steinheim-Vinsebeck
(6) Archiv Heimatverein Mülheim Sichtigvor, 2018
(7) Die Oldenburgische Gesellschaft für Familienkunde e.V., Auswanderer
(8) Die Oldenburgische Gesellschaft für Familienkunde e.V: F. August M, Knagge Der Lebenseg des J.L. Joseph Knagge aus Wildeshausen, Jahrgang 18,Heft 1, 1976