Das Ende der Ära-Röper
Die Bemühungen des Victor Röper firmieren unter der Bezeichnung Carl Röper & Söhne. Sein Vater Carl und sein älterer Halbbruder Franz treten im Januar 1842 aus der gemeinsamen Firma aus und Victor fungiert als der alleinige Geschäftsführer der Firma, die weiterhin die Bezeichnung Carl Röper & Söhne trägt. Im Januar 1842 wird diese Konstellation in einem sogenannten Circular der damaligen Geschäftswelt mitgeteilt.
Die schlechte Verkehrsanbindung der Röperwerke im Möhnetal, die tendenzielle Verlagerung der Stahlunternehmen aus dem Sauerland in das Ruhrgebiet und die extremen finanziellen Verbindlichkeiten führen zum Ende der Röper-Ära am Standort Allagen.
Am Dienstag den 15. Juni 1860 um 1 ½ Uhr Nachmittag wird die Zahlungseinstellung des Victor Röper festgesetzt und damit der kaufmännische Konkurs über die Firma C. Röper & Söhne und das Privatvermögen des Victor Röper eröffnet.
Der Ablauf des Verfahrens läßt sich an einer Folge von amtlichen Bekanntmachungen, die im Patriot Lippstadt abgeduckt sind, ablesen.
Zunächst wird der frühere Geschäftsführer Louis Bangert zu Allagen zum einstweiligen Verwalter bestellt.
Über die Beibehaltung oder Neubenennung eines Verwalters kann noch beschieden werden.
Louis Bangert gründet später, zusammen mit Gustav Großkurth, ein Kettenschmiedeunternehmen im Kirchspiel Mülheim.
Es entstehen im Möhnetal eine große Anzahl an Heimkettenschmieden, die als Zulieferer wirken und aus denen sich später einzelne große bzw. bekannte Unternehmen entwickeln. Beispielhaft hierfür ist die Kettenfabrik Gebrüder Thiele zu Kalthof zu nennen, die in Allagen ihre Wurzeln hat.
Eine Serie von Bekanntmachungen ruft potenzielle Gläubiger auf, ihre Ansprüche in Lippstadt, Rüthen oder Warstein geltend zu machen.
Im Jahre 1860 meldet Johann Adam Schmidt aus Sichtigvor seine Forderungen an die Firma Carl Röper & Söhne an. Er ist Böttcher und hat Außenstände anzumelden, die sich auf die Herstellung von Fässern beziehen. Diese Fässer dienten zum Transport der gefertigten Ketten zum Bestimmungsort.
Im September 1860 wird der Postspediteur Carl Neuhaus aus Niederbergheim als Konkursverwalter über das Vermögen der Handlungsfirma C. Röper & Söhne und das Privatvermögen des Victor Röper bestellt.
Carl Neuhaus (1806-1878) ist zunächst Verwalter in Völlinghausen auf dem Gut derer von Bockum Dolffs, dann Pächter und Schankwirt der Gaststätte, die später Sümmermann, Wrede und Droste bzw. Niederbergheimer Hof war, in Niederbergheim. Er hatte zudem die Poststation am Standort Allagen Niederbergheim.
Die Existenz einer zunächst angenommenen offenen Handelsgesellschaft hat sich nicht bestätigt, so dass die Verfahren auf die Firma C. Röper & Söhne und das Privatvermöden des Victor Röper beschränkt wird.
Eine sehr aufschussreiche Bekannmachung finden wir am 21.04.1861. Der Verwalter der Konkursmassen, Herr Carl Neuhaus, schreibt den meistbietenden Verkauf der Privatgegenstände d.h. Inventar- und Mobilargegenstände des Victor Röper öffentlich aus.
Neben Tischen, Stühlen, Betten, Bettstellen, Schränken, Sofas, Uhren, werden ein Kutschwagen, ein Jagdschlitten und eine Kuh angeboten, sowie Hausgeräte aller Art. Es kommt, mit Verlaub, einer Plünderung gleich.
Das Interesse an den weiteren Exponaten dürfte jedoch recht überschaubar gewesen sein. So werden Schillers sämliche Werke, 113 Bände deutscher Klassiker, wie Goethe und Wieland, und das Brockhaus Konversationslexikon aufgelistet.
Die vorhandene technische Bibliothek ist gleichermaßen beeindruckend. Einschlägige Literatur und Standardwerke wie, Technologie von Harnisch, Statistik von Rhodus, Mechanik von Redtenbacher, Jakobis Gewerbewesen, Quarizius Chemie, Horstmanns Eisengießerei, Harzer der Drahtzieher und mehrere Manuskripte und Zeitschriften sollen an den Mann gebracht werden.
Man kann feststellen, dass Victor Röper auf dem Stand der Technik und sicherlich belesen war. Ob die Versteigerung tatsächlich durchgeführt worden ist, ist noch nicht sicher.
Ob die Familie Röper bereits nach April 1861 das Haus bzw. Allagen verlassen hat, ist ebenfalls unklar. Die Kirchenbücher Allagens weisen im Januar 1861 die Geburt des Anton Röper und noch im Juli 1863 die Geburt der Tochter Anna aus, da wird er noch „Gewerke in Allagen“ genannt.
Wer nun annimmt, dass damit die Erfolgsgeschichte des Victor Röper abgeschlossen ist, der irrt sich. Victor Röper, mit Frau und vier Kindern, wagt einen Neuanfang im Ruhrgebiet.