Die Marmorgrube Enkhausen am Hohlenstein bei Schüren
Hiermit lege ich Muthung ein
für mich und meine Mitbetheiligten
der Gesellschaft Prang & Cie. auf
ein zwischen Enkhausen und
Schüren, Gemeinde Rembling-
hausen, Amt Meschede zufällig
gefundenes Marmor…
und bitte um eine Fundzahl
mit 1200 … Gewinn-
feld unter dem Namen
„Enkhausen“
J. B. Prang
Allagen den 25ten August 1864 (1)
Das ist der Beginn der Marmorgrube Enkhausen, die 1864 von Jean Baptist Prang aus Allagen gemutet wird und den Weg durch die Geschichte nimmt.
Eine Urkunde von April 1865 dokumentiert die Vereidigung des Carl Neuhaus jun. aus Allagen Niederbergheim, durch welche dieser als Rechnungsführer für die Grube Enkhausen zu Enkhausen, der Firma Prang zu Allagen, eingesetzt wird. Carl Neuhaus ist der Sohn des Posthalters gleichen Vornamens aus Niederbergheim, der zuvor als Konkursverwalter der Röperschen Besitzungen in Allagen eingesetzt war. Unter einem Rechnungsführer ist ein Verwaltungsmitarbeiter im Sinne eines Geschäftsführers zu verstehen.
Die Besitzerwechsel sind in den Bergakten niedergelegt. Am 16.03.1872 ist die Grube in den Besitz der Aktiengesellschaft Westfälische Marmorwerke zu Allagen bei Soest übergegangen.
Mit Schreiben vom 17.10.1886 wurde die „Norddeutsche Grund- Credit-Bank, Hypotheken- Versicherungs-, Actien-Gesellschaft zu Berlin“ als Eigentümer eingetragen.
Bereits am 16.04.1888 ist die Grube in den Alleinbesitz des Kaufmanns Georg Dassel zu Allagen gelangt.
Die großen Steinblöcke, die dort von Dassel gewonnen werden, werden mit speziellen Schwerlastanhängern bis nach Meschede befördert, um dann von Lokomobilen auf den Stimm-Stamm transportiert zu werden. Nach dem Weitertransport und der Verarbeitung in Allagen gehen die Produkte per Eisenbahn an die Kunden auf dem Kontinent oder per Frachtschiff in die ganze Welt.(2)
Ab 1909 betreibt Wilhelm Kotthoff aus Mielinghausen oberhalb von Schüren ein Kalkwerk, welches die Materialien der Grube Enkhausen verarbeitet.
Im Jahre 1924 beantragt Georg Dassel den Betrieb einer Dampfkesselanlage für seinen Marmorbruch am sog. Hohenstein zu Enkhausen. Es handelt sich um eine Anlage der Firma Achenbach & Schulte in Ohle Westfalen mit der Fabriknummer 358, einschließlich Kesselhaus mit Schornstein.
In den Folgejahren wird dort vorwiegend Kalkstein und in geringerem Maße Marmor gebrochen. Die Mitarbeiterzahl sinkt von im Mittel vierzehn auf drei Arbeiter. Im Jahre 1929 ruht sogar der Betrieb.
Es gibt Hinweise, dass in den Jahren 1931/32 noch einmal verstärkt Marmor durch die Firma Dassel abgebaut wird, da die besondere Qualität, speziell hinsichtlich der Witterungsbeständigkeit, den Materialeinsatz zur Dachbelegung der obersten Spitze beim Empire State Building in New York erforderlich macht. (2)
Auf diese Weise findet die Marmorgrube Enkhausen am Hohenstein des J. B. Prang schließlich doch noch einen glorreichen Abschluss.
Trotz einer gewissen Unwirtschaftlichkeit des Kalkwerkes, bedingt durch den schwierigen Transport des Kalksteins zum Brennofen, wurde nach 1945 erneut Kalk gebrannt, um den Nachkriegsbedarf an Baumaterial zu decken.
Die Grube wird später verfüllt und ist heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Schutzzweck ist die Erhaltung des ehemaligen Kalksteinbruches mit einem markanten Felskopf als wertvoller Sekundärbiotop für Flora und Fauna, der durch das geologische Material bestehend aus Sparganophyllum-Kalke eine besondere Bedeutung besitzt.
Quellen:
(1) Archiv, Preußisches Oberbergamt, Bonn
(2) Kortenkamp, Gottfried; Kortenkamp. Ludwig: -Remblinghausen- Beiträge zur Geschichte der Gemeinde, 2013